Crowdinvesting – weit mehr als eine Wachstumsfinanzierung für High-Tech-Unternehmen

Der Weg zur erfolgreichen Unternehmensfinanzierung gleicht oft einem Balanceakt. Besonders innovative Unternehmen und Start-ups sind gefordert passendes Wachstumskapital zu finden und dabei ihre eigene Unabhängigkeit zu bewahren. Christoph Reschreiter, Mitgründer und Geschäftsführer von Cube Dx, beendete kürzlich seine erste Crowdkampagne für Cube Dx. Er teilt seine Erfahrungen darüber, warum Crowdinvesting mehr als nur eine Finanzierungsoption ist und wie man sich optimal auf die nächste Wachstumsphase vorbereitet. Ergänzend dazu bietet Hannes Voit tiefe Einblicke in die vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten für Wachstumsunternehmen. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter der C4 Holding – einem Unternehmen mit Sitz in Wien, das sich auf Kapitalmärkte, Private Equity und M&A-Transaktionen spezialisiert hat – mit über 25 Jahren Erfahrung im Investmentbanking. Gemeinsam beleuchten sie die Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zu nachhaltigem Erfolg.

 

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Die Entwicklung und Einführung innovativer Produkte braucht Kapital. Warum hat sich Cube Dx für Crowdinvesting entschieden?

 

Christoph Reschreiter: Crowdinvesting ermöglicht es uns, Kapital zu beschaffen und bietet zusätzlich eine Plattform, die unser Unternehmen und unsere Marke einer breiteren Öffentlichkeit bekannt macht. Das unterstützt, potenzielle Investor:innen, zukünftige Kund:innen und mögliche neue Mitarbeiter:innen zu erreichen. Der große Vorteil liegt darin, dass man nicht nur finanzielle Mittel sammelt, sondern auch Vertrauen schafft und die Bekanntheit steigert. Die Kampagne ist für uns also gleichzeitig eine wichtige Marketingmaßnahme, die über die reine Finanzierung hinausgeht.

 

Herr Voit, was sind die aktuellen Herausforderungen bei der Finanzierung von Wachstumsunternehmen?

 

Hannes Voit: Der Kapitalmarktsektor in Europa ist derzeit in einer besonders schwierigen Phase, insbesondere im Bereich Risikokapital. Die rasche Zinswende nach einer langen Periode des billigen Geldes hat Investor:innen verunsichert. Viele halten ihr Kapital zurück, was es für Wachstumsunternehmen schwerer macht, neue Investitionen zu sichern. Besonders betroffen sind Unternehmen, die sich bisher hauptsächlich auf kontinuierliche Finanzierungsrunden verlassen haben. Für Unternehmen wie Cube Dx, die bereits wirtschaftlich performen und ein ausgereiftes Produkt besitzen, ergeben sich dennoch interessante Chancen. Strategische Investor:innen suchen gezielt nach solchen Scale-Ups und sind bereit, faire Bewertungen anzuerkennen.

 

Wie gestaltet sich die zukünftige Finanzierungsstrategie von Cube Dx?

 

Christoph Reschreiter: Wir haben die nächsten Jahre klar vor Augen: Der Aufbau unseres Vertriebsnetzes in Europa hat Priorität. Mit der aktuellen Finanzierung wollen wir vor allem das Wachstum vorantreiben. Auch ein weiterer Schritt in Richtung USA ist geplant, wobei uns die bestehenden Investitionen dabei unterstützen werden. Langfristig gesehen ist eine erneute Crowdinvesting-Kampagne eine Option, um weiteres Kapital für Wachstumsvorhaben zu sichern. Natürlich sind auch klassische Finanzierungsformen, wie etwa Bankkredite, Fördergelder weiterhin Teil unserer Strategie. Das Ziel ist, nachhaltig zu wachsen und gleichzeitig flexibel auf Marktentwicklungen zu reagieren.

 

Herr Voit, wie hat sich Crowdinvesting als Finanzierungsmodell entwickelt und welche Risiken gibt es?

 

Hannes Voit: Crowdinvesting hat sich in den letzten Jahren stark professionalisiert. Es ist mittlerweile ein etabliertes Instrument, das auch in Österreich seit mehr als einer Dekade durch das Alternativfinanzierungsgesetz geregelt ist. Das Modell bietet Wachstumsunternehmen die Möglichkeit, Kapital von einer breiten Masse an Investor:innen zumeist aus dem DACH-Raum zu erhalten. Oftmals über partiarische Nachrangdarlehen mit attraktiven Zinssätzen. Natürlich gibt es auch Risiken, insbesondere für die Anleger:innen: Sie sind stark von der Performance des Unternehmens abhängig und tragen das Risiko eines möglichen Kapitalverlustes. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen transparent und offen kommunizieren und das Vertrauen ihrer Investor:innen aufrechterhalten.

 

Welche langfristigen Auswirkungen hat eine erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne auf Cube Dx?

 

Christoph Reschreiter: Eine erfolgreiche Kampagne ist nicht nur ein finanzieller Erfolg, sondern auch eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Die mehr als 200 Investor:innen, die wir über die Crowdinvesting-Kampagne gewinnen konnten, sind für uns auch Botschafter:innen, die unsere Vision weitertragen. Langfristig bereitet uns diese Kampagne auch auf andere Finanzierungsmöglichkeiten vor, nicht ausgeschlossen ist auch ein Börsengang. Die intensive Kommunikation mit Investor:innen und das Feedback, das wir erhalten, helfen uns dabei, unser Unternehmen weiter zu entwickeln und noch besser auf die Bedürfnisse des Marktes einzugehen.

 

Welche Maßnahmen habt ihr ergriffen, um die Crowdinvesting-Kampagne erfolgreich zu gestalten?

 

Christoph Reschreiter: Wir haben großen Wert auf unsere externe Kommunikation gelegt. Regelmäßige Updates, ob Erfolgsmeldung oder einfach eine Statusmeldung zur aktuellen Entwicklung, schaffen Vertrauen. Uns war es wichtig, die Kampagne als Teil einer größeren Kommunikationsstrategie zu sehen, die auch über die Crowdinvesting-Plattform ROCKETS hinausgeht. Wir möchten die Investor:innen direkt einbinden und sie so weit wie möglich in das Geschehen involvieren. Transparenz und ein enger Austausch sind dabei entscheidend.

 

Was sind die Vorteile von Crowdinvesting als Vorbereitung auf einen Börsengang?

 

Hannes Voit: Crowdinvesting ist eine hervorragende Vorbereitung auf einen Börsengang. Unternehmen müssen bereits in dieser Phase hohe Transparenz bieten und ihre finanzielle Lage sowie das Geschäftsmodell klar und verständlich darstellen. Das schafft Vertrauen und ist eine gute Übung für die Anforderungen des Kapitalmarkts. Zudem können erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagnen bereits erste Anzeichen für ein solides Investoreninteresse sein, was den Schritt an die Börse erleichtert. Auch die breitere Öffentlichkeit wird auf das Unternehmen aufmerksam, was später die Investorenbasis verbreitern kann. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass heute mittelständische Unternehmen eine Eigenemission technisch durch Softwarelösungen von Crowdinvesting-Plattformen umsetzen können. Der Erfolg eines IPO hängt dabei von der Fähigkeit ab, dass sogenannte Retail/Privatinvestor:innen neben den üblichen institutionellen Investor:innen (Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, etc.) die Emission zeichnen. Wenn nun bereits ein vorhandenes Crowdpublikum einen Teil der Retail-Tranche abdeckt, ist dies schon eine sehr gute Voraussetzung für ein erfolgreiches IPO.

 

Welche Wachstumsziele plant Cube Dx für die nächsten Jahre und wir werden diese erreicht?

 

Christoph Reschreiter: Unsere Präsenz in Europa weiter auszubauen und den Vertrieb zu stärken – darauf liegt unser Fokus. Dadurch möchten wir den Umsatz deutlich steigern und im nächsten Jahr erstmals die Marke einer Million Euro überschreiten. Wir setzen nicht nur auf die Entwicklung neuer Produkte, sondern auch auf die Optimierung unserer internen Prozesse und den Ausbau unseres Partnernetzwerks. Unser langfristiges Ziel ist es in den US-amerikanischen Markt einzutreten, was allerdings noch intensiverer Vorbereitung bedarf.

 

Was ist Ihre Einschätzung, Herr Voit, zur zukünftigen Finanzierungsstrategie von Cube Dx?

 

Hannes Voit: Cube Dx ist in einer starken Position. Dank der erfolgreichen Crowdinvesting-Kampagne und der steigenden Nachfrage nach ihren Produkten sehen wir großes Potenzial für weiteres Wachstum. Mit strategischen Investor:innen, die bereits Interesse signalisiert haben, und einer breiten Investorenbasis ist das Unternehmen gut aufgestellt, um die nächsten Wachstumsphasen zu finanzieren. Es ist wichtig, weiterhin einen Mix aus verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen – von Förderungen über Bankkredite bis hin zu neuen Crowdinvesting-Kampagnen. Cube Dx hat gezeigt, dass es nachhaltig wirtschaften und sich flexibel auf die Marktgegebenheiten einstellen kann. Das ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft.